Vom Teammitglied zur Leitung – ein Rollenwechsel mit Tiefgang

Der Wechsel von der Fachkraft zur Leitung ist ein entscheidender Wendepunkt in der beruflichen Laufbahn. Auf den ersten Blick scheint es ein natürlicher Entwicklungsschritt zu sein – mehr Verantwortung, neue Aufgaben, ein höheres Maß an Gestaltungsmöglichkeiten. Doch was oft übersehen wird: Dieser Übergang betrifft nicht nur die Funktion, sondern auch die Identität. Die vertraute Rolle wird verlassen, ein neues Selbstbild muss erst entstehen.

Neue Rolle, neues Ich?

Als Fachkraft war ich Teil des Teams – mittendrin, auf Augenhöhe, verbunden mit den Kolleginnen im täglichen Miteinander. Als ich in die Leitungsrolle ging, änderte sich schlagartig die Dynamik. Plötzlich war ich nicht mehr eine von vielen, sondern diejenige, die entscheidet. Und mit dieser neuen Rolle kamen auch neue Zuschreibungen: „Du bist jetzt Chefin“, „Du musst das lösen“, „Du musst es wissen“.

Was von außen oft wie ein natürlicher Aufstieg wirkt, fühlt sich von innen manchmal an wie ein leiser Abschied. Abschied von einer Vertrautheit, die in der Leitung so nicht mehr bestehen kann – zumindest nicht in derselben Form.

Das Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz

Einer der größten Stolpersteine ist das Thema Nähe und Distanz. Wie nah darf ich bleiben? Wie viel Distanz ist notwendig? Vor allem dann, wenn ich Leitung eines Teams werde, dem ich vorher selbst angehört habe. Loyalitäten, gemeinsame Erfahrungen, vielleicht sogar Freundschaften – all das steht nun im neuen Licht.

Ich habe gelernt: Es ist wichtig, die berufliche Beziehung neu zu definieren. Nicht mit Härte oder Rückzug, sondern mit Klarheit. Klare Rollen und klare Kommunikation schaffen Vertrauen. Sie zeigen: Ich nehme meine Aufgabe ernst – und damit auch mein Gegenüber.

Erwartungen und Projektionen

Leitungskräfte sind Projektionsflächen. Mitarbeiterinnen bringen ihre Vorstellungen, Wünsche und auch alten Erfahrungen mit Führung in die Beziehung ein. Manche erwarten eine Mutterfigur, andere eine Dienstleisterin, wieder andere eine Partnerin auf Augenhöhe. Dies alles zu erfüllen ist unmöglich – und auch nicht die Aufgabe.

Ein Wendepunkt war für mich die Erkenntnis: Ich bin nicht dazu da, Erwartungen zu erfüllen. Ich bin da, um zu führen – transparent, verlässlich und auf Augenhöhe. Aber nicht, um allen gerecht zu werden.

Sich selbst neu verorten

Der Rollenwechsel fordert uns auf mehreren Ebenen: fachlich, kommunikativ, emotional. Es ist ein Prozess, der nicht an Tag eins abgeschlossen ist. Und das ist okay.

Ich habe mir Zeit genommen. Ich habe Gespräche gesucht. Ich habe reflektiert, wo ich noch „Kollegin“ war, obwohl ich schon „Leitung“ sein wollte. Und ich habe angefangen, meine Haltung zu entwickeln: Was ist mir wichtig? Wie möchte ich führen? Wo setze ich Grenzen?

Führung beginnt in uns selbst. Je klarer ich über meine Rolle bin, desto klarer kann ich nach außen kommunizieren. Und Klarheit ist ein Geschenk – für alle im Team.

Reflexionsfragen für deinen Weg

  • Was hat sich für dich verändert, seit du in der Leitungsrolle bist?
  • Wo spürst du noch innere Konflikte zwischen alter und neuer Rolle?
  • Welche Erwartungen begegnen dir – und welche möchtest du erfüllen?
  • Welche Werte sind dir in deiner Führungsrolle besonders wichtig?

Der Schritt in die Leitung verändert vieles – nach außen und nach innen. Und das darf er auch. Denn echte Führung entsteht nicht aus einem Titel, sondern aus der Bereitschaft, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, zu wachsen und Haltung zu entwickeln.

Wenn du dich manchmal unsicher fühlst, zwischen den Stühlen sitzt oder an dir zweifelst: Du bist nicht allein.
Viele von uns haben diesen Rollenwechsel als Herausforderung erlebt – und sind daran gewachsen. Vielleicht nicht sofort, aber Schritt für Schritt.

Um dich bei deiner Reflexion zu unterstützen, habe ich dir einen kostenlosen Selbstcheck vorbereitet.
➡️ „Bin ich in meiner Leitungsrolle angekommen?“
Druck dir das PDF aus, nimm dir ein paar ruhige Minuten – und finde heraus, wo du gerade stehst.

Ich wünsche dir Mut, Klarheit und Menschen, die dich auf deinem Weg bestärken.

Liebst,
Steffi

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