Zwischen Verantwortung und Selbstverlust – Warum Selbstfürsorge für Leitung keine Option, sondern Pflicht ist

Wenn wir von Leitung sprechen, sprechen wir oft von Verantwortung, Entscheidungsfindung, Klarheit, Führungskompetenz. Selten – viel zu selten – sprechen wir dabei über Selbstfürsorge. Und doch ist genau sie die unsichtbare Grundlage dafür, überhaupt führen zu können. Denn wer in der Führungsrolle nur funktioniert, verliert langfristig nicht nur sich selbst – sondern auch die Fähigkeit, andere gesund zu führen.

Der Rollenwechsel – ein innerer Kraftakt

Der Schritt von der Fachkraft zur Führungskraft ist kein rein fachlicher Aufstieg. Er ist ein innerer Prozess, der mit vielen Spannungen verbunden ist: Nähe oder Distanz? Kontrolle oder Vertrauen? Erwartungen erfüllen oder Haltung zeigen? In dieser Übergangszeit ist die Versuchung groß, allem und jedem gerecht werden zu wollen. Oft bleibt dabei eine Person auf der Strecke: die Leitung selbst.

Ich erinnere mich gut an die ersten Monate in meiner neuen Rolle. Ich wollte präsent sein, ansprechbar, kompetent. Ich war bemüht, Verständnis zu zeigen, Konflikte zu lösen, Strukturen zu schaffen. Was ich nicht war: achtsam mit mir selbst. Und irgendwann funktionierte ich nur noch – statt zu führen.

Selbstfürsorge ist kein Egoismus

Selbstfürsorge wird im Kita-Kontext oft belächelt – als „Wellness-Gedöns“, das im hektischen Alltag keinen Platz hat. Dabei ist Selbstfürsorge in der Leitungsrolle Führungsaufgabe. Denn wir treffen tagtäglich Entscheidungen, gestalten Rahmenbedingungen, führen Gespräche, balancieren Spannungsfelder. Und all das gelingt nur, wenn wir innerlich stabil sind.

Selbstfürsorge heißt nicht, sich aus allem rauszuziehen. Es heißt, sich selbst als Ressource ernst zu nehmen. Dazu gehört:

  • Nein sagen können – ohne schlechtes Gewissen
  • Arbeitszeiten einhalten – auch wenn noch Mails offen sind
  • Pausen machen – auch wenn es gerade „nicht passt“
  • Grenzen setzen – auch wenn andere das unbequem finden

Führung beginnt bei dir – und damit auch die Verantwortung für dich selbst

Wenn du neu in deiner Rolle bist, spürst du vielleicht besonders stark den Druck, dich zu beweisen. Doch genau in dieser Zeit ist Selbstfürsorge so wichtig wie nie. Denn du bist dein wichtigstes Führungsinstrument. Und wie jedes Werkzeug, das täglich im Einsatz ist, brauchst auch du Pflege, Schutz und Regeneration.

Was mir geholfen hat:

  • Regelmäßige Reflexion: Wo stehe ich? Was brauche ich?
  • Verlässliche Routinen: Feste Pausen, klare Arbeitszeiten, bewusste Übergänge
  • Sparringspartner: Menschen, die ehrlich mit mir sind – ohne zu bewerten
  • Momente der Stille: Ein Spaziergang, ein Notizbuch, ein tiefer Atemzug

Du darfst müde sein. Du darfst zweifeln. Du darfst dich abgrenzen. Und du darfst gut für dich sorgen – weil du wichtig bist. Nicht nur für die Kinder. Nicht nur für dein Team. Sondern auch für dich selbst.

Reflexionsfragen zum Mitnehmen

  • Wann habe ich das letzte Mal bewusst gut für mich gesorgt?
  • Welche inneren Antreiber hindern mich an echter Selbstfürsorge?
  • Welche Grenzen möchte ich klarer setzen – und warum?
  • Was tut mir gut, ohne Leistung zu erbringen?

Selbstfürsorge ist kein Extra. Sie ist Basis. Und sie beginnt nicht morgen – sondern in kleinen Schritten, heute.

Liebst,
Steffi

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